Es ist doch so:
Ob Experten, Semiprofessionals, Laien, Verkäufer, Politiker oder Scharlatane: wir alle geben Antworten auf Fragen zur Krise. Dabei lautet die Frage „Was soll ich tun?“ zwar bei jedem der sie stellt gleich, die Antwort darauf ist aber immer individuell.
Wenn wir uns klar machen, wie genau die Frage des anderen an uns ist, dann werden wir viel weniger unnütze Antworten geben.
Meistens jedoch nehmen wir uns dazu keine Zeit.
Wie lauten unsere Antworten, wenn diese Frage „Was soll ich tun?“ von
- einem Apotheker
- einer Busfahrerin
- einem Chauffeur
- einer Designerin
- einem Eisverkäufer
- einer Fahrradmechanikerin
- einem Gastronom
- einer Hostess
- einem Imker
- einer Jägerin
- einem Kioskbesitzer
- einer Landfrau
- einem Maschienenbauingenieur
- einer Nachrichtensprecherin
- einem Opernsänger
- einer Polizistin
- einem Quantenphysiker
- einer Reiseleiterin
- einem Samenzüchter
- einer Tänzerin
- einem Unfallarzt
- einer Veterinärin
- einem Wachmann
- einer X-beliebigen Person
- einem Yachtbesitzer
- einer Zugschaffnerin
gestellt werden?
Dazu müssten wir auch wissen: Wie betont der- oder diejenige seine oder ihre Frage: Liegt die Betonung auf dem „Was“, dem „Sollen“, dem „Ich“ oder dem „Tun“?
Es gibt sie nicht, die X-Beliebigen. Wir erkennen, dass wir alle individuell sind und als solche wahrgenommen werden wollen. Daher sind die Gespräche, das gegenseitige Interesse aneinander, gerade heutzutage so notwendig.
Und nicht nur in der Krise, sondern immer und immer mehr: Im Arbeitsleben, in der Familie, in der Gemeinschaft.
Traut euch mehr zu Fragen, statt zu schnelle Antworten zu geben! Traut euch, eure Frage für euch selbst erstmal zu verstehen. Traut euch, solange im Dialog zu sein, dass der Antwortende nicht aus seinem eigenen Verständnis heraus antwortet, sondern aus dem echten Verstehen der Frage des Anderen.
Diese Achtsamkeit, dieses Zu-hören, ist die größte Chance der Begegnung. Wenn wir uns die Fragen, die durch das Auftauchen des Coronavirus in der Gesellschaft gestellt werden bewusster machen in all der individuellen Auslegung, werden wir mehr Nähe, Dialog, Menschlichkeit finden.
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